In wirtschaftlich strapazierten Zeiten werden die Einsparungen und Kürzungen in fast schon gewohnter Weise zuerst im sozialen als auch kulturellen Umfeld spürbar, obwohl es genau da am nötigsten ist, um Krisen nachhaltig zu bewältigen. Aber Not macht erfinderisch und so ist in der letzten Zeit zu beobachten, wie sich das Prinzip des Crowdfunding, der „Schwarmfinanzierung“ vorzugsweise über das Internet geradezu schon zum Startup Geschäftskult entwickelt. 

Die Idee des Crowdfunding ist, daß gute Ideen freiwillige Unterstützer finden und sich so marktunabhängig und ohne öffentliche Kulturtöpfe finanzieren lassen. Für die vor sich hin darbende freie Kulturszene aus Genies und Wahnsinnigen genau das richtige. Am vergangenen Wochenende startete z.B. die Taz Ihre Artikelserie über Crowdfunding, um einen ersten Überblick über Internetplattformen, die das Publikum zu Mäzen machen, vorzustellen. Wer sich nun als Künstler selber auf den Weg machen will, für eigene Projekte die finanziellen Mittel über eine Crowdfundingplattform zu sammeln, der bekommt in dem TAZ-Artikel einen ersten Eindruck davon, was sich in dem Metier anbietet.

Für Kulturschaffende ist es das wichtigste die geplante Finanzierung Ihrer Kulturprojekte  ganz genau kalkulieren zu können. Offensichtlich eignet sich der TAZ-Artikel ehr für spendenfreudige Kulturmäzen und weniger für informationsbedürftige Kulturschaffende, denn alle 7 vorgestellten Crowdfundingplattformen behalten einen Teil der gesammelten Kulturspenden als Provision ein. Die einzige mir bisher bekannte Crowdfunding-Plattform www.betterplace.org, die die gesammelten Spenden 100% an die Spendensammler auszahlt und sich zur Eigenfinanzierung ein faireres System gewählt hat, bleibt in dem TAZ-Artikel leider völlig unerwähnt.

Hier als Ergänzung die Übersicht der Provisionen der im TAZ-Artikel vorgestellten Projekte:

visionbakery.de: Wir schlagen auf die von dir angestrebte Summe automatisch 10 % für unsere Dienstleistung und 1,9 % für die PayPal-Transaktionskosten auf und ziehen diese, wenn für deine Idee genügend Geld zusammen gekommen ist, als Gebühr ab.

startnext.de: FAKTEN ZU STARTNEXT: Kosten & Gebühren: 0 € / 0% (Projekt-Starter bekommt: mind. 91%)
 Bei Projekt-Funding-Erfolg: Beitrag zum Crowdfonds: < 5%, Plattform-Provision: < 4%, Spenden immer ohne Provisionsabzug, immer adhoc!

seedmatch.de: Alle Entgelte zur Nutzung von Premiumservices oder für Transaktionskosten sind der Gebührenübersicht zu entnehmen, die aber online nicht zu finden sind!

seelaband.com: Ein sogenanntes Erfolgshonorar wird abgezogen und SellaBand für die Verwaltung des Projektes gutgeschrieben. Das Erfolgshonorar entspricht einem prozentualen Anteil an der Gesamtsumme und liegt momentan bei 15 % (fünfzehn Prozent)

pling.de: pling* verrechnet für seinen Service 7 Prozent der geförderten Summe.

mysherpas.com: Ist die Projektwerbung erfolgreich, überweisen wir 21 Tage nach Ende der Laufzeit 70 % des Ergebnisses (Summe aller Sponsorenbeiträge) an Dich. Wir überweisen Dir das Geld auf ein von Dir angegebenes Konto in der Europäischen Union. Der Restbetrag von 20 % wird Dir 8 Wochen später überwiesen. So können wir mögliche Forderungen Deiner Sherpas/Sponsoren aus Rückbuchungen (Lastschriftverfahren) bedienen. 10 % des Ergebnisses behalten wir als Entgelt ein. Für Edelweissprojekte gilt: Wird das Projektbudget erreicht, reduziert sich das Entgelt auf 5% des Ergebnisses. Die zweite Tranche beträgt dann 25% des Ergebnisses. Eine Rückzahlung der Beiträge an die Sponsoren findet nicht statt.

Inkubato.com: Nur für erfolgreich finanzierte Projekte berechnet Inkubato eine Provision in Höhe von 7 % der Projektkosten, die vom Initiator zu übernehmen ist. Hinzu kommen PayPal- Transaktionsgebühren, etwa 2 bis 3%.

Zum Vergleich hier das von mir favorisierte und im TAZ-Artikel leider nicht erwähnte Angebot von betterplace.org: 100% Ihrer Spende werden weitergeleitet. betterplace verpflichtet sich, alle Spendengelder ohne Abzüge an die projekttragende Organisation bzw. (bei einem Individualprojekt) an den projektverantwortlichen Nutzer weiterzuleiten – zu 100 Prozent!

Als fast in den Ruin getriebene Preisträgerin eines unrühmlich eingestellten Kulturgründer-Wirtschaft-Start-Preises bin ich für die Thematik Kultur und Finanzen extremst sensibel geworden. Meine Erfahrungen der vergangenen Jahre haben mir immer wieder nur bestätigt: Die Ware Kultur ist nicht die wahre Kultur und wo mit Kultur Geld gemacht wird, sollte genau hingesehen werden, wer wie mit wessen Geld umgeht. Ein gesundes Kulturfördersystem wird sich auch finanziell ins Gleichgewicht bringen, aber Kultur die primär als Wirtschaftsfaktor und Geschäftsidee behandelt wird, wird unserer Gesellschaft genau das nehmen, was sie am nötigsten braucht: unabhängige freie Kultur und Bildung als Basis einer freien und mündigen Gesellschaft!

Dorothée Hahne


17 Responses to “Verdienste um Kulturspenden – eine persönliche Anmerkung zum Crowdfunding Boom”  

  1. 1 Thomas Schult

    Liebe Dorothee,
    in Sachsen-Anhalt hat man es offenbar bereits verstanden: geistige Arbeit muss eine ökonomisch berechenbare Größe sein: Wissenschaft kommt zur Wirtschaft

    Was wird folgen? Die schulische Bildung? Die Kultur? Alles ein Fall für den Buchhalter, für den BWLer? Offensichtlich hat diese ‚Erkenntnis‘ bereits bei der taz Einzug gehalten. Denn es scheint selbstverständlich geworden zu sein, dass Kultur immer auch etwas mit Erwirtschaftung von unmittelbaren Gewinnen haben soll.

    wo sind die Kotz-Smileys?

  2. 2 Hahne

    Lieber Thomas, vermutlich ist so das Sprichwort „Jemanden für dumm verkaufen“ entstanden 😉

  3. 3 Karin Janner

    Liebe Dorothee, vielen Dank für Deinen Artikel, meinen Kommentar dazu findest Du wieder auf meinem Blog, hier:
    http://kulturmarketingblog.de/serie-crowdfunding-in-der-taz/417#comment-885
    Gruß, Karin

  4. 4 Karin Janner

    …äh, ist mein Kommentar vorhin angekommen oder verschluckt worden?
    Nochmal der Link zu meiner Antwort auf meinem Blog:
    http://kulturmarketingblog.de/serie-crowdfunding-in-der-taz/417#comment-885

  5. 5 Hahne

    Liebe Karin, wie betterplace funktioniert, ist mit einem Klick auf meine oben zitierte Quelle zu erfahren:

    „Natürlich brauchen auch wir Geld, um betterplace finanzieren zu können: Ein Büro muss gemietet werden, moderne Computertechnik ist nicht gerade billig und – auch wenn viele von uns ehrenamtlich arbeiten – unsere Mitarbeiter (derzeit 14) müssen von ihrem Gehalt leben können.

    Die laufenden Kosten werden von zwei Akteuren getragen:

    * Einerseits von privaten Förderern, die von der Idee betterplace – also einer direkten Verbindung von Menschen, die Hilfe brauchen, mit Menschen die Helfen wollen – überzeugt sind. Auch Sie können übrigens dazu gehören, indem Sie im Spendenprozess optional zu Ihrer Spende an ein Projekt ein paar Euro für betterplace oben drauf legen.
    * Andererseits von Unternehmen, die unsere Tochterfirma betterplace Solutions berät, wie sie ihr gesellschaftliches Engagement („Corporate Social Responsibility“) sinnvoll gestalten und ihre Kunden und Mitarbeiter aktiv in dieses Engagement mit einbeziehen können.“

    Das bedeutet die von betterplace zur Verfügung gestellte Strukur (und Skripte) sind für alle frei da. Wer es sich leisten kann sich detailiert beraten zu lassen, kann zusätzlich dafür zahlen und trägt damit zum Erhalt der für alle offenen Plattform bei.

    Ausserdem: während die Gelder eingesammelt werden, liegen die ja nicht bei Oma unter der Matratze, sondern können zwischenzeitlich derart angelegt werden, dass die Kapitalerträge als Einnahmen für die Spendenplattformen dienen.

    Oder noch eine Idee: Einfach ein Geldsammelprojekt bei z.B. bei betterplace.org starten, denn dann werden auch 100% der Unterstützergelder ausgezahlt! Freiwillig könnten derartig finanzierte Projekte ja dann z.B. 10% in Künstlersozialfunds einzahlen 😉 (Letzterer Abschnitt enthält verschärfte Ironie)

    Danke für den Austausch zum Thema und liebe Grüße – Dorothée

  6. 6 Ines

    Naja, so ganz richtig ist das ja mit betterplace.org auch nicht – ich habe dort schon viele Projekte unterstützt und jedesmal war kurz vorm Versenden der Summe noch ein Kästchen mit einem Häckchen, in dem nochmal 10% an betterplace.org als Summ drin steht, wenn man also nicht aufmerksam ist, dann „spendet“ man mehr oder weniger unfreiwillig an betterplace was extra – gut sind vielleicht nur 1,50 bis 5 Eruo, aber trotzdem – es geht ums Prinzip 🙂

    Zu startnext – ich finde die Leute da sehr sympathisch und sicher auch sinnvoll für den ein oder anderen Künstler – leider ist Kunst mittlerweile wirklich brotlos – warum also nicht eine Plattform nutzen und dadurch viele „Freunde“ finden, als im stillen Kämmerlein zu werkeln… sicher nicht für jeden geeignet, aber, wie ich finde, für viele!

  7. 7 Karin Janner

    Hallo Dorothee, jetzt haben wir die Diskussion auf 2 Blogs aufgeteilt 🙂
    Meine Kommentare findest Du wieder in meinem…
    http://kulturmarketingblog.de/serie-crowdfunding-in-der-taz/417
    Kommentar 4 + 5

  8. 8 Hahne

    Wenn ich es richtig verstanden habe, ist bei den anderen Plattformen ein Teil der Spende automatisch für die Crowdfundingplattform inklusive. Bei betterplace hingegen ist sie freiwillig und es wird für Spender sogar extra darauf hingewiesen.

    Natürlich ist es erstmal eine gute Sache, daß es Plattformen gibt, über die Künstler Unterstützung und Gelder für ihre Projekte sammeln können. Über Kunst kann man streiten, macht aber meiner Meinung nach keinen Sinn, denn Qualitätsmaßstäbe haben immer mit individuellen Erfahrungswerten zu tun und von daher halte ich es auch unter diesem Aspekt für sinnvoll, Vielfalt zu unterstützen, damit auch möglichst viele unterschiedliche Erfahrungswerte gemacht werden können.

    Kulturschaffende, die noch nicht bekannt sind, suchen sich eh ihren Weg, es ist halt die Frage, ob ein individuelles Fördernetzwerk dort aufgebaut werden sollte, wo die Plattformbetreiber daran mitverdienen. Eine Onlinespendenmöglichkeit läßt sich auch mit verhältnismässigen kleinem bis kostenfreien Aufwand leicht in die eigene Internetpräzens einbauen (z.B. mit paypal nur ein paar Klicks) und über inhaltlich themenbezogene Netzwerke lassen sich auch interessierte UnterstützerInnen finden. Interessant ist es natürlich schon, wenn genau dort Geld gesammelt wird, wo Leute gezielt nach unentdeckten Genies Ausschau halten und in dieser Art und Weise können diese Crowdfundingangebote sehr sinnvoll sein. Es sind aber die Kulturschaffenden und Ihre Kunst, die letztendlich und an allererster Stelle den Umsatz verursachen und das sollte dabei nicht vergessen werden. Als Kulturschaffende würde ich persönlich mich z.B. nicht für seedmatch entscheiden, da über das Onlineangebot nicht in Erfahrung gebracht werden kann, wieviel Provision auf welcher Basis an die Plattformbetreiber geht.

    Und wenn ich z.B. beabsichtige, ein richtig großes Spendenprojekt aufzubauen, wo dann wohlmöglich auch nicht ausgeschlossen werden kann, das größere mehrstellige Beträge gesammelt werden, ist es extrem wichtig und ratsam sehr sorgfältig abzuwägen, wie und wen ich als Künstlerin durch die Spenden(umsätze) meiner Unterstützer und Förderer mit am wirtschaftlichen Erfolg meiner schöpferischen Leistungen beteiligen möchte! Alles ist Energie!

    In dem Sinne herzliche Grüße und nochmaligen Dank für die Diskussion, die gemessen an den Rückmeldungen, die mich erreichen, gerade aus der Perspektive der Kulturschaffenden wahren Bedarf hat. – Dorothée

  9. 9 Dievommond

    ich denke, dass gerade ein – wie oben geschriebenes – „unentdecktes Genie“ eventuell auch deswegen unentdeckt sein koennte, weil es Hemmungen hat, fuer sich selber Geld zu sammeln.
    Es sind immer eher die mittelmaessigen Kuenstler, die es schaffen viel Energie fuer ihre eigene Finanzierung aufzuwenden.

  10. 10 Crowdfunder

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich bitte sie Ihre Aussagen zu prüfen. Betterplace richtet sich an gemeinnützige Organisationen und keine Kulturprojekte!

    In Deutschland findet sich leider eine alles muss kostenlos sein Mentalität. Es werde inovative Ideen nieder gemacht weil sie Einnahmen generieren? Können sie mir bitte sagen wie ein Plattform überleben soll? Es entstehen Kosten für diese Dienstleistung und ein Mehrwert für die erfolgreichen Projekte. Crowdfunding ist eine gute Sache, welche jeder Person ermöglicht ein Projekt umzusetzen. Nicht nur Menschen, die Förderanträge schreiben können bekommen einen Zugang zu Geld.
    Wenn ein Projekt durch Crowdfunding 1000 € generiert entsteht eine Einnahme (für die meisten Plattformen) von 100 €. Davon soll diese Plattform die Kosten decken, die Beratung durchführen und dann auch noch Gehälter zahlen? Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich zweifle an, dass sie ohne ein Endgelt arbeiten gehen.

    Rechnen wir es doch einmal durch. Bei zwei Arbeitnehmern mit einem geringen Einkommen von 1400 € brutto, Serverkosten von 100 €, Miete 300 €, Versicherungen 200 €, Reisekosten 150 €, Telefon und Intenet mit 50 € und Werbekosten von 200 € monatlich, entspricht das den Kosten im Jahr von 2880 €. Das sollte mehr oder weniger einem kleinen Startup in Deutschland entsprechen. Dazu kommen noch die Gründungskosten in Höhe von rund 5000 € im ersten Jahr (Anwalt, Steuerberater, Gebühren). Damit entsteht Kosten von 33.800 € im ersten Geschäftsjahr, welche durch die 10 % erwirtschaftet werden müssen, ohne einen Gewinn zu erzielen. Damit muss ein Volumen von 338.000 € umgesetzt werden. Von diesen 338.000 € kommen dann 304.200 € Projekten zu gute, welche kein Risiko bei der Beschaffung haben. Da sie nur Kosten haben, wenn ein Projekt erfolgreich ist. Dazu bekommen sie immer den Betrag (bei Überfinanzierung sogar mehr), welchen sie dann zur Umsetzung des Projektes benötigen. Sollte das Projekt dann aber nicht erfolgreich sein, so entstehen dem Projekt keine Kosten. Die Plattform trägt dazu auch noch das Risiko ein Projekt zu beraten und am Ende keine Einnahmen zu haben. Aus wirtschaftlicher Sicht würde ich sagen das alle Kulturprojekte auf der sicheren Seite sind und die Betreiber ein Risiko eingehen. Würden Sie dieses Risiko von 33.800 € tragen und eine Plattform zur Verfügung stellen? Ich sage immer – denk nach wie du es machen würdes, wenn du in seiner Situation bist und verurteile danach. Sehen wir diese Plattformen doch als eine Bereicherung und nicht als Feinde!

  11. 11 Crowdfunder

    Schade das Kommentare bei Ihnen einfach gelöscht werden!

  12. 12 Hahne

    Hier wird garnichts gelöscht, aber die Kommentare werden von Hand freigeschaltet, um z.B. Teenporno postenden Trollen und sonstigen Spammern kein Forum zu geben 😉

  13. 13 Hahne

    Hallo Crowdfunder,

    Sie schrieben: „ich bitte sie Ihre Aussagen zu prüfen. Betterplace richtet sich an gemeinnützige Organisationen und keine Kulturprojekte!“

    Wie erklären Sie sich eigentlich, daß so auffallend viele Kulturfördervereine gemeinnützig sind?
    Sie können gerne bei Betterplace nachsehen, daß auch dort Kulturprojekte sind!
    Eben deshalb fand ich es sehr schade, daß in dem Taz-Artikel betterplace nicht vorkommt, denn sehr viele Kulturprojekte sind im wahrsten Sinne gemeinnützig. Und wer an den durch diese Gemeinützigkeit umgesetzten materiellen Werten partizipieren möchte, sollte das transparent, nachhaltig und somit auf einer fairen Basis tun.
    Ihre Zahlen in Ehren, aber gerade auf der Betterplaceseite wird genau darauf eingegangen: Das Spendensammeln ist auf Wunsch kostenfrei, wer Beratung benötigt, kann diese gegen Honorar bekommen, dann können auch die Berater für Ihre Leistung bezahlt werden. Die Scripte auf einer derartigen Webseite sind automatisiert. Dafür muß man nicht pauschal 10% oder mehr nehmen… erst recht nicht von Menschen, die offensichtlich Unterstützung brauchen & die größtenteils kaum oder schlecht von Ihrer Kunst leben können & die zumeist bereits unentgeldlich kulturelle Werte geschaffen haben (sic!). Wenn diese Problematik nicht zugrunde liegen würde, wäre ja auch kein Bedarf für derartige Crowdfundingprojekte.

    Sie schrieben weiterhin: „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich zweifle an, dass sie ohne ein Endgelt arbeiten gehen.“

    Ich bin seit über 20 Jahren als Künstlerin selbstständig! Nichts von dem, was ich geschaffen habe, wäre entstanden, wenn ich derartig denken würde! Genau an diesem Punkt zeigt sich der Haken: Sie arbeiten „nur“ für Geld! Kunst ist aber keine Ware, sondern die Basis unserer Gesellschaft. Meiner Meinung nach haben wir alle die Verantwortung dazu beizutragen, daß Kultur und Bildung frei zugänglich sind. Jede Lebensgattung auf dieser Welt tut das – ganz natürlich – nur der „Krönung“ der Schöpfung fällt nix besseres ein, als alles zu verkaufen… Tja 😉

    Das mag ja jeder so halten wie er/sie will. Mit war es wichtig meine Gedanken dazu festzuhalten. Fakt ist, daß einige der im TAZ-Artikel erwähnten Plattformen noch nicht mal darüber aufklären, wieviel der gesammelten Gelder an die Crowdfunderplattform und nicht an die Kulturprojekte bezahlt werden.

    Sehr geehrter Crowdfunder, schade, daß Sie hier nur anonym posten, trotzdem herzlichen Dank für Ihren Beitrag. Ich denke es ist sicherlich wichtig zu unterscheiden, daß einige Crowdfundingprojekte alternative Finanzierungen fürs Kultur- bzw. zumeist Musikbusiness sind. Die neuen Medien haben diesen kaputtreglementierten Markt in den letzten Jahren ja auch erheblich umgewälzt, so daß es nur logisch ist, daß er sich verändert muß. Es bleibt bei jedem selbst, zu entscheiden, was er wie unterstützen möchte. Eins ist jedenfalls sicher: Die allerletzte Rechnung wird nicht mit Geld bezahlt 😉

    Herzliche Grüße – Dorothée Hahne

  14. 14 Hagen

    Liebe Dorothée,

    ich kann deine Gedankengänge durchaus nachvollziehen, allerdings sollte dir bewusst sein, dass keine automatisierten Scripte eine komplexe Crowdfunding-Plattform funktionieren lassen. Zumal diese Scripte ja irgendwann auch mal jemensch programmiert haben muss. Und wer bezahlt den Programmierer…?

    Ich meine, dass bisschen Haushalt macht sich ja auch von alleine, oder? 😉
    http://www.youtube.com/watch?v=NoZ050vCa8c

    Darüber hinaus kann ich dir versichern, dass keine der Plattformen in Deutschland derzeit eine Lizenz zum Gelddrucken besitzt und horrende Summen verdient. Nicht einmal Server-, Anwalts-, etc. Kosten sind dadurch zu decken. Geschweige denn die Programmierleistung, Konzeption, usw.

    Betterplace ist unter deinen genannten übrigens die einzige Plattform, die sich inzwischen finanziell selbst tragen kann. 😉 Das gesamte Unternehmenskonstrukt (gut.org gemeinützige AG und betterplace Solutions GmbH als 100%ige Tochter) ermöglicht dabei erst die klare Trennung und äußert sich in der Praxis, dass Projekte provisionsfrei auf der Plattform funktionieren, Unternehmen Dienste bezahlen müssen. (Hier könnte mensch übrigens auch kritisieren, dass sich Unternehmen dann Betterplace eine schicke CSR-Kampagne kaufen können und sich so ein „sauberes“, soziales Image verschaffen.) In eine ähnliche Richtung wollen wir mit Startnext gehen und haben im ersten Schritt vor Kurzem die Gemeinnützigkeit als UG bestätigt bekommen. Was zur Folge haben wird, dass wir die Provisionskosten auf 0% setzen können.

    Das bestehende Geschäftsmodell der Crowdfunding-Plattformen als solches zu kritisieren mag aus deiner Sicht selbstverständlich sein, allerdings muss mensch da auch aufpassen das er es sich nicht zu leicht macht. Denn wie immer sind die Dinge so klar und einfach, wie sie scheinen. Gerade in Deutschland sind derartige neue Firmenkonstrukte nur schwer mit geltendem Rechtsformen vereinbar; Und letztendliches steht immer ein Unternehmen hinter der Idee, das Mitarbeiter beschäftigt und bezahlen muss.

    Das Betterplace in der TAZ-Serie „fehlt“ ist im Übrigen dadurch zu erklären, dass es sich um eine Fundraising-Plattforn handelt und nicht um Crowdfunding. Ein wesentliches Merkmal des Crowdfunding sind Gegenleistungen, die für die Vorfinanzierung ausgelobt werden. Wobei Spenden natürlich auch im Crowdfunding einbezogen werden können.

  1. 1 Ein Co-funding Projekt: Strasse der Musik e.V. – Der Kulturblog
  2. 2 Und nocheinmal das Thema Kunst und Sponsoring – Der Kulturblog
  3. 3 Crowdfunding: sollten die Plattformbetreiber keine Gebühren verlangen? « Das Kulturmanagement Blog