Koldau, Linda Maria: Frauen - Musik - Kultur
Ein Handbuch zum deutschen Sprachgebiet der Frühen Neuzeit
Seit die historische Frauenforschung begonnen
hat, nach der Rolle der Frau in der Gesellschaft zu fragen, ist unser
gewohntes Bild der Vergangenheit ins Wanken geraten. Auch in der
Musikgeschichte öffnen sich bei eingehender Betrachtung neue
Perspektiven. Nur auf den ersten Blick erscheint das deutsche
Musikleben der Frühen Neuzeit als eine rein männliche Kultur. Im
professionellen Musikleben, den Hofkapellen, Kirchen und
Stadtpfeifereien, traten Frauen nicht auf. Doch boten sich ihnen in
vielen Lebensbereichen des Adels, des Bürgertums und der Ordenswelt
zahlreiche Gelegenheiten zu musizieren und das Musikleben ihrer Zeit zu
beeinflussen. Diese fast vollkommen verborgene Kultur weiblichen
Musizierens wird mit dem vorliegenden Handbuch in ihrer gesamten
Bandbreite aufgedeckt. Anhand primär aussermusikalischer Quellen werden
die vielfältigen Funktionen gezeigt, in denen Frauen an der Musikkultur
der Renaissance und des Barocks teilhatten: als Mäzeninnen und
Impulsgeberinnen, Vermittlerinnen und Sammlerinnen, als (professionelle
und private) Sängerinnen und Instrumentalistinnen und - äusserst selten
- auch als Komponistinnen. Allgemeine Darstellungen wechseln sich dabei
mit biographischen Skizzen ab, in denen das musikalische Wirken heute
vergessener Frauen rekonstruiert wird.
2005, XII, 1189 S. ISBN-10 3-412-24505-4 ISBN 978-3-412-24505-4
Rezensionen:
„[...]
ein ergiebiges Nachschlagewerk [...] das hoffentlich auch als Anregung
für weitergehende Fragestellungen in der Musikwissenschaft aufgenommen
wird.“
Feministische Studien
„Linda
Maria Koldau zieht den Vorhang vor der Musikgeschichte hoch. [...] Die
Materialfülle des Buchs der Frankfurter Musikwissenschaftlerin ist
überwältigend und fördert ein reiches Tableau weiblicher musikalischer
Aktivitäten zutage. Auf ästhetische Stil- und Qualitätsfragen geht sie
nicht ein. Wichtiger in der Tat ist denn auch, einmal darauf
hingewiesen zu haben, wie eminent der Anteil der Frauen am Musikleben
war. Diese enorme Quantität erweist sich als Qualität. Man muss das Buch
nicht in erster Linie als Dokument der Frauenforschung sehen, das es
sicher ist: Wer sich für Kultur-, Kirchen- und Musikgeschichte
interessiert, wird ausserordentlichen Gewinn daraus ziehen.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Das
Buch ist sprachlich brillant und inhaltlich gedankenreich geschrieben.
Es bleibt nicht an der Faktenoberfläche, sondern schafft Zusammenhänge,
sucht Begründungen, entwirft Bilder und biografische Skizzen. [...]
Eine willkommene Ergänzung der bereits vorliegenden Standardwerke zur
musikwissenschaftlichen Frauenforschung und darüber hinaus ein
überzeugender Beitrag zu einer immer noch vernachlässigten
kulturgeschichtlichen Musikwissenschaft.“
Das Orchester, 5/2006
„Das
Handbuch ist ein wichtiger Schlüssel für den Zugang zur frühen Neuzeit.
Auch aus frauenpolitischer Perspektive ist das Werk sehr interessant.“
Forschung Frankfurt
In
ihrer pionierhaften Recherche beleuchtet Linda Maria Koldau umfassend
den Beitrag von Frauen zur Musik im deutschen Sprachraum des 15. bis
ausgehenden 17. Jahrhundert und macht damit ein bislang kaum bekanntes
Gebiet zugänglich. [...] Auch mit weit über tausend Seiten erhebt die
einmalige Dokumentation [...] keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie
will zu weiteren Forschungen anregen und bietet schon jetzt eine bisher
unerreichte Materialsammlung zum weiblichen Anteil in der Musik der
frühen Neuzeit.
Musik und Kirche, März/April 2006
Ein
Handbuch zum Beitrag der Frauen zur deutschsprachigen Musikkultur in
der frühen Neuzeit als Aufforderung zum Weiterfragen, Weiterforschen.
Zugleich ein Dokument dafür, dass die Musikwissenschaft Anschluss an
die historische Frauenforschung gefunden hat. [...] Dass die Autorin
eine musikjournalistische Vergangenheit hat, kommt der Lesbarkeit ihrer
Wissenschaftsprosa insgesamt zu Gute. [...] [Ihr] Handbuch zählt zu
jener Sorte Lektüre, die man immer wieder einmal zu Rate zieht, um sie
mit Gewinn aus der Hand zu legen – zumindest mit einer neuen Frage.
Deutschlandfunk
Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 01. Oktober 2008 eingetragen.